Interdisziplinäre Vernetzung und reale Herausforderungen für Studierende

Fachübergreifender Austausch, kollaborative Zusammenarbeit und Kooperation über Disziplinen und Gewerke hinaus sind für die Entwicklung und Realisierung zukunftsfähiger Lösungen und zur Erreichung der „17 Sustainable Development Goals“ (SDGs) auf gesamtgesellschaftlicher Ebene von zentraler Bedeutung. Vor allem Studierende erhalten und nutzen wenig Gelegenheiten, um interdisziplinär, selbständig und anwendungsorientiert zusammenzuarbeiten. Die Lebens- und Arbeitswelten von Studierenden und Azubis differenzieren sich zunehmend aus, während es angesichts drängender gesamtgesellschaftlicher Probleme mehr interdisziplinäre und auch transdisziplinäre Kooperation zwischen Mitarbeitenden der Hochschulen, der Verwaltung und der lokalen Wirtschaft bedarf.

Um junge Menschen für diese Prozesse zu qualifizieren und das Erlernen und Erfahren von Kooperation schon in der Ausbildung zu ermöglichen, ist es in Zukunft nötig schon in der Ausbildung und Lehre Praktikant:innen, Werkstudentent:innen, Absolvent:innen sowie Auszubildende fachübergreifend zu vernetzen und sie mit kommunalen Verwaltungen, Forscher:innen, Verbänden, Unternehmen und soziale Organisationen zusammenzubringen. Auch im Sinne der transformativen und partizipativen Forschung ist es sinnvoll, Studierende und Auszubildende möglichst früh miteinander und mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteur:innen zusammenzubringen. Denn zum Beispiel in Reallaboren bietet die

„Heterogenität der beteiligten Akteur:innen [bietet] neben der Gefahr von Interessen- oder Zielkonflikten auch die Möglichkeit, durch gegenseitiges Vertrauen, Perspektivwechsel und klare Kommunikation gemeinsam verwertbares Handlungswissen zu generieren sowie eine tatsächliche Nähe zwischen und Identität von Praxis- und Forschungspartner:innen zu erreichen.“ (Bathen/Bunse 2020)

Die frühe Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit führt dazu, dass Kommunikationsbarrieren abgebaut, das Verständnis für andere Perspektiven erhöht werden und so Synergien und Innovationen entstehen und Lock-In-Effekte aufgelöst werden können.

Darüber hinaus sind die jungen Menschen schon in ihrer Ausbildung an der Lösung realer Probleme beteiligt und erfahren dadurch Selbstwirksamkeit. Unternehmen, Organisationen und Institutionen erhalten im Gegenzug Inspiration und idealerweise tragfähige Lösungsansätze, für deren Erarbeitung im Alltag wenig Ressourcen zur Verfügung stehen. Die Stadtgesellschaft erhält Zukunftsfähigkeit aus einer verbesserten Ausbildung junger Menschen, die auch auf die Bearbeitung der SDGs einzahlt und damit soziale, wirtschaftliche und ökologische Lösungen anbietet.

Unter dem Motto „Kreative Lösungen für reale gesellschaftliche Herausforderungen“ kooperieren die Ruhr-Uni Bochum und die Universität Duisburg-Essen im Projekt „Creative Lab Ruhr“ seit dem Wintersemestr 2019/2020. Ziel des Projekts ist es, Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen der beiden Unis zusammenzubringen, um mit regionalen Praxispartner:innen innovative Lösungen für reale gesellschaftliche Herausforderungen zu erarbeiten. Mehr zum Creative Lab und der Rolle der Urbanisten als Community Partner findet ihr in diesem Blogartikel.

 

 

Literaturangabe:

Bathen, Annette/Bunse, Jan (2020): Getting real. Urbane Reallabore als Gemeinschaftsaufgabe. Abrufbar unter: https://dieurbanisten.de/special-issue-urbane-reallabore-als-gemeinschaftsaufgabe/